Gerade für junge Familien ist die Alltagsbelastung groß – zu organisierende Kinderbetreuung, hohe finanzielle Kosten, beruflicher Druck. Dazu kommen die weiter aktuellen weltpolitischen Themen wie Klimakrise, Nahostkonflikt und die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. All diese daraus resultierenden Ängste, Sorgen und Unsicherheiten führen zu mehr Beratungsbedarf. Das belegen die Zahlen, die die drei Leitungen der sechs Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) des Bistums Münster im Kreis Steinfurt, Ursula Frank-Lösing, Alexandra Klima und Michael Remke-Smeenk im gemeinsamen Jahresbericht 2023 vorlegen. 5.624 Beratungskontakte hat es in den Beratungsstellen in Steinfurt, Rheine, Greven, Emsdetten, Ibbenbüren und Lengerich gegeben. Damit ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr (5.591 Beratungskontakte) noch einmal gestiegen.
Insgesamt fanden 2.080 Menschen im vergangenen Jahr bei der Bewältigung einer schwierigen persönlichen Lebenssituation Hilfe in einer der sechs Beratungsstellen, 1.279 Frauen und 801 Männer. Im Vergleich zum Vorjahr (2022: 1.967) hat sich auch diese Zahl weiter erhöht. „Viele Paare mit Kindern sind am Limit“, betont Ursula Frank-Lösing, Leiterin der Beratungsstellen in Steinfurt, Emsdetten und Greven. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden waren zwischen 30 und 50 Jahre alt.
Der Bericht mache deutlich, dass die Gestaltung des eigenen Lebens, die Herausforderungen an Ehe und Partnerschaft sowie die Familienlebensformen noch einmal anspruchsvoller geworden seien: „Die Paarbeziehung ist in solchen Situationen eine wichtige Homebase“, erklärt Remke-Smeenk. „Vielen ist bewusst, dass sie den Alltag nur gemeinsam schaffen – und wollen bei Problemen daran arbeiten“, ergänzt Ursula Frank-Lösing.
Hilfreich seien Impulse von außen, sprich von den EFL-Beraterinnen und -Beratern. „Wir geben den Paaren nicht nur einen Raum, in dem sie aus ihrem Hamsterrad aussteigen und in Ruhe reden können, sondern bringen auch Aspekte und Gedanken ein, die zum Nachdenken anregen“, beschreibt sie die Situation. Für viele entstehe eine Art Haltepunkt: „Sie überlegen, was sie brauchen – und was nicht.“
Neben den Paarberatungen wurden im zurückliegenden Jahr auch die Gruppenangebote wie beispielsweise Trennungsgruppen verstärkt angenommen. „Der Austausch tut den Teilnehmenden gut“, so die Rückmeldungen, die Alexandra Klima bekommt. Positiv erwähnt werde öfter, dass die Gruppen generationsübergreifend seien und man so voneinander profitieren würde.
Ein immer größeres Thema sei die Einsamkeit – und dies nicht nur bei älteren Menschen: „Auch Studierende melden sich bei uns mit der Frage: Wie bekomme ich Kontakte zu anderen an meinem Lernort?“, berichtet Ursula Frank-Lösing. Selbst wer Menschen um sich herum habe, könne in Gemeinschaft einsam sein, weiß die EFL-Beraterin.
„Unsere Statistik zeigt, dass trotz der weiter hohen Zahl an Kirchenaustrittszahlen die Akzeptanz unserer Beratungsstellen in der Bevölkerung sehr gut ist“, stellen die EFL-Leitungen im Kreis Steinfurt fest. Alexandra Klima schließt daraus: „Die Menschen haben Vertrauen zu uns, Ratsuchende schätzen unsere Arbeit.“
Schwerpunkte der EFL-Arbeit sind Partnerschafts-, Familien- und Einzelberatung in Lebenskrisen. Neben der klassischen Beratung ergänzten im vergangenen Jahr Mediation, Sexualberatung, Beratung bei Traumata sowie Kommunikationstrainings für Paare das Angebot der sechs
Beratungsstellen. Hohen Zuspruch finden neben der Einzel- und Paarberatung auch spezifische Gruppenangebote sowie Beratungsgespräche in polnischer und englischer Sprache.
Als psychologischer Fachdienst des Bistums Münster ist es Aufgabe der EFL, Menschen in herausfordernden Lebenssituationen, Krisen und Konflikten professionell zu beraten und in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. In den Kontaktgesprächen versuchen die Berate-
rinnen und Berater, den Klientinnen und Klienten Raum und Zeit zu geben, um Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen zu formulieren. Sie bekommen Gelegenheit, Enttäuschungen zu verarbeiten, Pläne und Ziele zu schmieden, die sie als Paare haben, aber auch als Einzelpersonen.
Ratsuchende können sich in den EFL-Beratungsstellen des Bistums Münster in Emsdetten, Telefon 02572 9419019, Greven, Telefon 02571 986581, Ibbenbüren, Telefon 05451 500223, Lengerich, Telefon 05481 9020880, Rheine, Telefon 05971 96890 und Steinfurt, Telefon 02551 864446, melden. Eine Kontaktaufnahme ist auch online über die Homepage www.ehefamilieleben.de möglich.
Text/Foto: Bischöfl. Pressestelle
18.07.2024