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    "Der Ort meiner Ruhe"

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Kirchliche Jahresstatistik 2020

Das Bistum Münster hat die regionalen Zahlen der kirchlichen Jahresstatistik 2020 für das Kreisdekanat Steinfurt veröffentlicht.

„Die reinen Zahlen mögen manchen dazu verleiten, sich beruhigt zurückzulehnen, die dahinterstehende Wirklichkeit in unseren Pfarreien lässt dies aber leider nicht zu.“ Die regionalen Zahlen der kirchlichen Jahresstatistik, die das Bistum Münster heute veröffentlicht hat, belegen aus Sicht von Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld, wie dringend nötig Veränderungen in der katholischen Kirche sind. „In einer Situation wie der unsrigen gilt es, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden zwischen einem klaren Blick auf die Wirklichkeit und einer Bereitschaft, trotzdem immer wieder Neuansätze zu wagen.“

1.702 Menschen haben 2020 im Kreisdekanat Steinfurt ihren Austritt aus der Kirche erklärt. Das sind zwar 555 weniger als 2019. Während des Lockdowns waren die Amtsgerichte allerdings zeitweise für Besucher geschlossen. Laut Statistik lag die Zahl der Katholiken im Kreisdekanat Steinfurt Ende des vergangenen Jahres bei 230.327, das sind 3.452 weniger als 2019. Mit Sorge beobachtet Reidegeld, dass sich viele Menschen in der Kirche nicht mehr beheimatet fühlen: „Dass unter ihnen immer mehr Frauen und Männer sind, die aus der Mitte unserer Gemeinden kommen, die  über Jahre engagiert waren, stimmt mich traurig,  bringt mich aber auch dazu, meinen Blick zu weiten. Die Zukunft der kirchlichen Institutionen in ihrer jetzigen Form ist nicht deckungsgleich mit der Zukunftsfähigkeit der christlichen Botschaft.“

10.276 Katholiken kamen 2020 in den Sonntagsgottesdienst – 6.871 weniger als im Vorjahr. Aufgrund der Corona-Pandemie war die persönliche Teilnahme an Gottesdiensten jedoch lange auch nur sehr beschränkt bis gar nicht möglich. Daher haben das Bistum Münster und viele der 24 Pfarreien im Kreisdekanat Steinfurt den Menschen Gottesdienst-Übertragungen im Internet oder in den Sozialen Netzwerken angeboten, die nicht in die Statistik einfließen.

Massive Rückgänge gab es aufgrund der Corona-Einschränkungen auch bei den weiteren statistischen Zahlen: 1.291 Menschen wurden durch die Taufe in die Kirche aufgenommen – ein Rückgang um 469 im Vergleich zu 2019. Die Zahl der Erstkommunionkinder ist mit 1.493 (2019: 1.966) ebenfalls zurückgegangen. Gleiches gilt für die Firmbewerber – waren es 2019 noch 1.621, empfingen 2020 nur 1.321 Jugendliche das Sakrament. Deutlich zurückgegangen ist durch die Pandemie auch die Zahl der kirchlichen Trauungen von 422 in 2019 auf 102 im vergangenen Jahr.
Leicht gestiegen ist die Zahl der Beisetzungen – von 2.529 auf 2.554. Sechs Personen aus dem Kreisdekanat Steinfurt sind 2020 in die katholische Kirche eingetreten (2019: 19). 24 erklärten ihre Wiederaufnahme nach einem früheren Austritt. 2019 waren es 34.

Trotz negativer Entwicklungen sieht Reidegeld eine Zukunft für die Kirche: „Sie liegt für mich darin, dass wir darüber hinausgehen, Kirche nur ,zu veranstalten‘, sondern und vielmehr als Christinnen und Christen in der Gesellschaft leben. Wir werden nur dann eine Relevanz haben, wenn Menschen eine Spiritualität erleben, die sie wirklich trägt. Zugleich wird es wichtig sein, dass Menschen erleben, dass die christliche Botschaft das Gemeinwesen bereichern und zu einem gerechteren Ort machen kann.“ Dies, davon ist der Kreisdechant überzeugt, gelinge sicher nicht durch Verlautbarungen wie die zur Segnung gleichgeschlechtlichen Paare, die Menschen verurteile und deren Würde verletze: „Als Christinnen und Christen dürfen wir durchaus unbequeme Fragen stellen. Der Papst tut dies auch, wenn er unser auf reines Gewinnstreben und Wachstum orientiertes Wirtschaftssystem in Frage stellt. Aber wir sollten aufhören, den Eindruck zu erwecken, dass wir dabei für uns in Anspruch nehmen, die Wahrheit gepachtet zu haben und andere Lebensweisen verurteilen zu können.“

Für die Pfarreien vor Ort wird es nach Reidegelds Ansicht wichtig sein, aus der Kirchenblase herauszutreten: „Wir sollten Begegnungsräume schaffen und aufsuchen, wo wir Menschen mit anderen Meinungen zuhören, um dann gemeinsam nach neuen, guten Wegen suchen.“


Text/Foto: Bischöfl. Pressestelle
14.07.2021